Der Personalrat der Stadt Duisburg schildert Sicht der Verwaltung
Rainer Hagenacker, Personalrat Innere Verwaltung der Stadt Duisburg, schildert in einem Interview mit DerWesten Journalistin Annette Kalscheuer, seine Sicht der Duisburger Verwaltung.
Er sagt, dass die meisten städtischen Beschäftigen einen Rücktritt von OB Sauerland gefordert hätten und es immer noch tun.
Rainer Hagenacker ist ein besonnener Mann: Bis die langen Arme des Hünen in Bewegung kommen, das dauert. Beim Thema Sauerland bleiben sie verschränkt vor der Brust, manchmal kommt ein verständnisloses Schulterzucken hinzu.
Als Personalrat Innere Verwaltung und Stellvertreter im Gesamt-Personalrat der Stadt Duisburg hatte er bei der letzten Belegschaftsversammlung gefordert, Sauerland solle sein Amt zur Verfügung stellen. Hagenacker spricht für 6000 Beschäftigte – wie deren generelles Meinungsbild aussah, war vor der Versammlung schwer zu bestimmen, danach war es klar: Die deutliche Mehrheit unterstützte seine Forderung, und beim Wortbeitrag von Sauerland verließen viele aus Protest sogar die Mercatorhalle.
Eine demontierende Situation
„Wir haben erwartet, dass er klar die politische Verantwortung übernimmt“, begründet der Personalrat. Immer noch präsent sei, dass sich der OB in den ersten Tagen nach der Loveparade von den Beschäftigten abgesetzt hatte. „Ich habe nichts unterschrieben“, zitiert Hagenacker Sauerland – „und das empfanden wir als distanzierend“.
Seither fühlten sich die Beschäftigten – von der Bibliothek bis zur Zulassung – nicht mehr als „die Mannschaft Stadt Duisburg“, nicht mehr repräsentiert von der Stadtspitze. Eine absolut demotivierende Situation, die nur dadurch aufgefangen werde, dass die Motivation, etwas für die Bürger zu tun, ungebrochen sei, analysiert Hagenacker.
Ein Jahr nach der Loveparade erlebt er immer noch eine Form von Lähmung in der Verwaltung, „das kann man sehen und erleben“.
Unterschriftenliste zur Abwahl
Der 54jährige Sozialarbeiter, der berufsbegleitend weitere Abschlüsse als Diplom-Ökonom und Politikwissenschaftler gemacht hat, erkennt am Beispiel Duisburg, dass das Modell, einen Oberbürgermeister auch zum Verwaltungschef zu machen, nicht funktioniere. „Wie wäre es wohl bei einer Doppelspitze gelaufen?“, fragt Hagenacker und gibt die Antwort gleich selbst: Die Bewertungen wären wohl andere gewesen, „weil klarer ist, was eine Verwaltung leisten kann und was die Politik will“.
Für die Vorbereitung der privaten Trauerfeier im Tunnel sind auch die beschuldigten Ämter involviert und ihr Dilemma ist offensichtlich: „Sind wir zu penibel, sind wir Spielverderber, geht irgendetwas schief, haben wir immer noch nichts gelernt“, beschreibt Hagenacker. Für die Mitarbeiter wäre es eine Entlastung, wenn auf oberster Ebene jemand die Verantwortung trägt. Und sei es als Sündenbock.
Sturheit und Grenzverletzung
Auch im Rathaus sind die Unterschriftenlisten für das Abwahlverfahren gegen den eigenen Chef im Umlauf. „Wer sich für den öffentlichen Dienst entscheidet, ist nicht unbedingt als großer Revoluzzer unterwegs, Loyalität ist da meist selbstverständlich“, weiß Hagenacker. Die werde derzeit jedoch in Frage gestellt. Nach seiner Einschätzung würden viele ihre Bürgerrolle wahrnehmen und abstimmen, berufliche Nachteile hält er für nicht realistisch. In der Belegschaft gebe es aber auch jene, die die Situation für eine Hexenjagd halten und zum OB stehen.
Wie auch immer die Einstellung ist, der Dienst geht weiter. Der Personalrat führt quartalsweise Gespräche mit dem Chef, es geht um Alltagsthemen, Azubis und deren Übernahme etwa. Die Loveparade? „War nie ein Thema“, bedauert Hagenacker. Auch früher schon seien die Gespräche eher von einer gewissen Sturheit geprägt gewesen, auch Grenzverletzungen zu Dezernaten seien üblich gewesen. „Seine Konzepte zieht er durch“, sagt Hagenacker. Dabei hat er auch Lob für Sauerland übrig. Immer sei er zur Kundgebung zum Tag der Arbeit gekommen, obwohl es ein eher schwieriges Terrain für ihn sei.
Und dass Sauerland als CDU-Mann in seiner Amtszeit das Thema Migration und Integration so befördert habe, sei sein größter Verdienst, glaubt Hagenacker. In dem Bereich sollte er weitermachen, aber nicht als OB. „Denn seine Fähigkeit, auf Leute zuzugehen, seine Burschikosität, waren für den erstarrten Laden anfangs sehr wohltuend. Aber das ist absolut gebrochen und auch nicht wiederherstellbar“.
Quelle: DerWesten
Foto: Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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